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Gelesen: Throne of the Crescent Moon

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17. August 2013 von

via Webseite des Autors
Auf der Suche nach Fantasyromanen von Autoren außerhalb des anglo-amerikanischen Sprach- und Kulturkreises bin ich unter Anderem auch auf Saladin Ahmed gestoßen, dessen Roman "Throne of the Crescent Moon" in diesem Jahr erschienen ist. Auch wenn Ahmed die Auswahlkriterien eigentlich nicht erfüllt (er wurde in Detroit geboren und lebt auch heute in den USA), hat der Roman doch von verschiedenen Seiten recht gute Kritiken erhalten, die mich dazu veranlasst haben, ihn zu bestellen. 

Darum geht es

Dr. Adhoulla Makslood und sein Assistent Raseed bas Raseed gehen einer Arbeit nach, die außer ihnen niemand mehr erledigen kann: Sie sind professionelle Ghuljäger in der Stadt Dhamsawaat. Die Stadt steht am Rande einer Revolution, der Konflikt zwischen dem Falcon Prince und dem Kalifen droht zu eskalieren. Inmitten dieses Chaos aber entdeckt Dr. Adhoullah eine Gefahr, die weit größer ist und die ganze Stadt in den Abgrund reißen kann.

Dhamsawaat, King of Cities, Jewel of Abassen
A thousand men pass through and pass in
Packed patchwork of avenues, alleys and walls
Such bookshops and brothels, such schools and such stalls
I've wed all your streets, made your night air my wife
For he who tires of Dhamsawaat tires of life.

Das meine ich

"Throne of the Crescent Moon" eröffnet mit einer Teehausszene wie aus einem orientalischen Märchen. Dr. Adhoulla genießt den Frieden des Tages und pflegt seine persönlichen Beziehungen. In diese friedliche Stille hinein platzt nun sein Assistent, der einen Jungen bei sich hat, dessen Eltern von Ghuls ermordet wurden und schon eilt Dr. Adhoulla zur Tat. Soweit also eine klassische Erzählsituation zur Eröffnung. Das Setting erweist sich als typisch orientalisch, die Figuren werden von ihrer persönlichen Seite eingeführt und es entsteht der Eindruck, dass sich in diesem Roman nicht lange mit nebensächlicher Handlung aufgehalten wird. Abenteuerstimmung. Und tatsächlich folgt eine spannende Jagd auf einige Ghule außerhalb der Stadt und die Begegnung mit der weiblichen Hauptfigur (die hat es allerdings in sich). Mit jeder Seite, die man danach jedoch umblättert, steigt die Angst vor dem großen erzählerischen Nichts. Zwar ist alles sehr schön geschrieben und die Sprache kommt leicht daher, ohne große Wiederholungen und voller gut beobachteter Details, aber am Ende bleibt doch die Gewissheit, dass dieser Roman nur der Auftakt zu einer weiteren Trilogie ist. 

Saladin Ahmed nutzt die 367 Seiten von "Throne of the Crescent Moon" vor allem als breit angelegte Einführung seiner sympathischen Figuren. Dr. Adhoulla Makhslood ist schon deshalb eine erfrischende Abwechslung zu den vielen anderen bekannten Hauptfiguren aus Fantasyromanen, weil ihm die jugendliche Unerfahrenheit fehlt. Hier endlich hat der Leser es nicht mit einem jungen Mann zu tun, der seinen Weg in der Welt noch suchen muss, sondern mit einem Mann in gesetztem Alter. Für Adhoulla ist der Kampf gegen das Übernatürliche Alltag; es schreckt ihn nicht und er muss sich nicht mehr behaupten - im Gegenteil erscheint er müde. Sein Gegenstück ist Raseed bas Raseed, Adhoullas Assistent, der als Derwisch in einem Konflikt zwischen persönlichen Gefühlen und Pflichterfüllung im Namen Gottes gefangen ist. Dazu kommen noch weitere Nebenfiguren, von denen vor allem die junge Zamia wichtig ist.

Die Welt, die in "Throne of the Crescent Moon" entworfen wird, erscheint als Mischung aus orientalischem Märchen und Religionsstudium. Neben vielen Motiven aus Märchen und Mythen, wie Djinns und Ghule, ist die Religion der Figuren ein wichtiges Element. Zu jeder Gelegenheit zitieren die Figuren aus der Heiligen Schrift, sei es im Kampf oder in der moralischen Entscheidungsfindung. Dabei drängt sich dennoch das Gefühl auf, dass diese Welt so geformt ist, dass sie vor allem Leser aus dem westlichen Kulturkreis anspricht.

Alles in Allem

"Throne of the Crescent Moon" ist durch sein orientalisches Setting eine willkommene Abwechslung im Fantasy-Genre. Saladin Ahmed schafft es, glaubhafte Figuren zu entwerfen. Mit wechselnden Erzählperspektiven werden deren Eigenschaften in Innen- und Außenbetrachtung entworfen. Dass der Roman der erste Teil einer Trilogie ist, ist sein großer Vor- und Nachteil. Die Handlung ist dieses Romans ist nur der Ausgangspunkt für die weiteren Teile, sie bleibt der Rahmen für die Charakterstudien der einzelnen Figuren.

Bechdel-Test
Obwohl es mindestens 4 namentlich bekannte weibliche Figuren gibt, interagieren diese nicht häufig. Von allen weiblichen Figurenbeziehungen ist die zwischen Zamia und Litaz noch am meisten hervorzuheben. Und dennoch unterhalten sich diese beiden Figuren ausschließlich über Themen, die mit den Männern in ihrem Umfeld zusammenhängen.
Auch bei diesem Roman zeigt sich wieder die Schwäche des Bechdel-Tests. Die Bewertung von [2/3] erscheint negativ. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass den Frauenfiguren in "Throne of the Crescent Moon" eine aktive, und den männlichen Figuren ebenbürtige Rolle zukommt. Diese wird jedoch nur in der Interaktion mit Männern deutlich.

Saladin Ahmed
Throne of the Crescent Moon
DAW Books, 2013
367 Seiten
Webseite des Autors


1 comment

  1. Hallöchen deine Buchbeschreibung liest sich klasse!!! Macht lust darauf es selbst zu lesen. Danke dafür Lg

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